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Zeit der Rechenmaschinenerfinder

Rechenmaschinen gibt es seit der Erfindung von Wilhelm Schickard, wahrscheinlich 1623.

Eine fantastische Sammlung ist in Bonn zu besichtigen: Arithmeum

www.arithmeum.uni-bonn.de/sammlungen.html


Wilhelm Schickard lebte vom 22. April 1592 bis 23. Oktober 1635. Sein Vater war Schreiner und Werkmeister. In Herrenberg besuchte er die Lateinschule. Im Juli 1611 erwarb er den Titel eines Magisters. Im Alter von 22 Jahren wurde er Diakon in Nürtingen. 1617 kam es zur ersten Begegnung mit Kepler. Aus einem Brief von Schickard an Kepler vom 20. September 1623, lateinisch verfasst

1619 wurde Schickard als Professor für Hebräisch berufen. Neben Rabbinisch, Chaldäisch, Syrisch, Arabisch befasste er sich auch mit der türkischen Sprache. Als Schulinspektor nutzte er die Gelegenheit Württemberg kartografisch aufzunehmen, es war die erste geodätische Landesaufnahme seiner Heimat. Mit Kepler stand er im regen Austausch über Probleme der Mathematik, Physik und Astronomie. Nicht verwunderlich war daher, dass er 1631 zusätzlich den Lehrstuhl Astronomie, Mathematik und Geodäsie übernahm. Der 30jährige Krieg zerstörte jedoch seine weitere Karriere. 1631 floh er aus seiner Heimat und kam 1634 nach Tübingen zurück. Die Pest raffte die ganze Familie hinweg. Als Konstrukteur des ersten copernicanischen Planetariums, seiner Theorie zur Mondbahn, seinem Beitrag zum Lichtbrechungsgesetz, seine Leistungen für die Wissenschaft waren großartig.

Am 5, Februar 1608 wurde Kaspar Schott in Bad Königshofen geboren. Am 30. Oktober 1627 trat er in Trier in die Gesellschaft Jesu ein und begann 1629 in Würzburg Philosophie zu studieren. In Palermo empfing er die Priesterweihe und schloss ein Jahr später sein Studium ab. An der dortigen Universität lehrte er von 1648 bis 1651 Philosophie, Mathematik und Moraltheologie. Bereits in Würzburg war Schott ein Schüler von Athanasius Kircher, der bedingt durch den 30jährigen Krieg, nach Rom umgesiedelt war. Ab 1633 hatte Kircher ein Museum, eine Wunderkammer, in der ewigen Stadt aufgebaut (Bild aus Histoire des instruments et machines à calculer). 1652 wurde Schott Kirchers Assistent und führte Besucher durch das Kuriositätenkabinett. Bis zur Rückkehr nach Deutschland, Mainz, schrieb er die Manuskripte für Mechania hydraulico-penumatica und Magia universalis naturae et artis, die 1657 in Würzburg erschienen. Schott verstarb am 22. Mai 1666 in Würzburg. Im Organum mathematicum, posthum von den Jesuiten veröffentlicht, beschreibt Schott eine von Kircher entwickelte Lehrmaschine, die mit Täfelchen arbeitet, und eine von ihm erfundene Rechenmaschine, die auf drehbaren Zylindern basiert. 

Blaise Pascal war ein französischer Erfinder, Mathematiker, Physiker und Philosoph. Er wurde am 19.Juni 1623 in Clermont-Ferrand geboren und verstarb am 19. August 1662 in Paris.

Sein Vater war ein hoher Beamter der Steuerbehörde. Um ihm die Arbeit zu erleichtern, erfand Pascal eine Rechenmaschine, die Pascaline. Diese war in der Lage mittels Zahnrädern zu Addieren und durch Weiterentwicklung sogar Subtrahieren zu können. Endgültig fertiggestellt wurde die Pascaline im Jahre 1645. In Frankreich gab es dafür das erste Erfindungsprivileg. Ca 50 Exemplare, alles Einzelfertigungen, wurden in mühsamer Handarbeit gefertigt. Heute sind davon noch 9 erhalten. Als Reiseziel wäre der physikalische Salon in Dresden zu nennen.


Aus Die Rechenmaschinen und ihre Entwicklungsgeschichte
​Eigenes Foto aus Ausstellung des Mathematisch-Physikalischen Salons in Dresden

Samuel Morland, geboren um 1625 in der Nähe von Reading, gestorben 1695 in Hammersmith, war Erfinder, Mathematiker, Diplomat. Ungefähr 10 Jahre studierte er am Magdalen College der Universität Cambridge und machte dabei die Bekanntschaft von Bischof Cumberland. Im November 1653 reiste er mit einer Gesandtschaft zur Königin von Schweden. Mit Sicherheit hatte er dabei die Rechenmaschine von Pascal sehen können. Nach Abschluss der erfolgreichen Mission im Juli 1654, wurde er wenige Monate später Assistent von Thurloe, dem Sekretär von Oliver Cromwell. Bei einem Komplett gegen seinen König stellte er sich auf dessen Seite und wurde dafür zum Ritter geschlagen. Er erhielt die Titel Master of Mechanics Ihrer Majestät und Gentleman of his Majesty’s privy chamber. In seinem letzten Lebensabschnitt beschäftigte er sich mit mechanischen Experimenten. In einem Brief von 1666 erwähnte er die Erfindung einer arithmetischen Maschine. Eine Maschine für Multiplikation und Division schenkte Morland 1673 dem Großherzog Cosimo III, diese Maschine kann in Florenz im Museum Museo di Storia della Scienza, bzw. in Kopie im Arithmeum bewundert werden.

Aus einem Aufsatz A brief account of the life, writings, and inventions of Sir Samual Morland, Master of Mechanics to Charles the Second. Cambridge E. Johnson, Trinity Street and Whittaker & Co., London 1838. ergänzt um Wikipedia Informationen


Bild aus Histoire des instruments et machines à caclculer Seite 72

Historiker, Mathematiker, Philosoph, Jurist, Erfinder. Gottfried Wilhelm Leibniz hatte viele Begabungen. Seine Lebensdaten, geboren am 1. Juli 1646 und verstorben am 14. November 1716. Etwa 75000 von ihm geschriebene Briefe und Dokumente sprechen für sich.

Aus Bücher des Wissens Leibniz, Fischer Bücherei, November 1958

Brief an Herzog Johann Friedrich 1671, Seite 66

In Mathematicis und Mechanicis habe ich vermittelst artis combinatoriae einige Dinge gefunden, die in praxi vitae von nicht geringer Importanz zu achten, und erstlich in Arithmeticis eine Maschine, so ich eine Lebendige Rechenbank nenne, dieweil dadurch zuwege gebracht wird, daß alle Zahlen sich selbst rechnen, addieren, subtrahieren, multiplizieren, dividieren, ja gar radicem Quadratam und Cubicam extrahieren ohne einige Mühe des Gemüts, wenn man nur die numeros datos in machina zeichnet, welches so geschwind getan als sonst geschrieben, so kommt die summa motu machinae selbst heraus. Und ist der Nutzen noch dazu dabei, daß, solange die machina nicht bricht, kein Fehler in Rechnen begangen werden kann; welches was für einen Nutzen in Kammern, Kontorn, re militari, Feldmessen, Tabula sinuum und Astronomie habe und wie großer Mühe es Menschen überheben könne, leicht zu erachten.


Bild links Herrn von Leibniz‘ Rechnung mit Null und Eins
Bild rechts aus Histoire des instruments et machines à caclculer Seite 63


Philipp Matthäus Hahn, 1739-1790
Scan von Seite 40, Autor Alfred Munz


Rechenmaschine von Jakob Auch (1765-1842), Lehrling und Mitarbeiter bei Philipp Matthäus Hahn
Eigenes Foto aus Ausstellung des Mathematisch-Physikalischen Salons in Dresden

Antique Office Machines
Sehr viele Bilder von alten Rechenmaschinen

Rechnen mit Maschinen
Im Kapitel Entwicklung der mechanischen Rechenmaschinen sind Rechenmaschinen von Schickard, Pascal, Leibniz, Poleni, Braun, Hahn, Leupold, Müller, Babbage, Thomas, Hamann, Herzstark und weitere abgebildet.


Histoire des instruments et machine á calculer
Fast alle wichtigen Rechenmaschinen sind abgebildet


Auszug Rechenkunst in Anwendungen auf mancherley Geschäffte von Abraham Gotthelf Kästner 

Zweyte vermehrte Auflage

Göttingen im Verlag bey Vandenhoeck und Ruprecht 1801


Aus Vorrede Göttingen, im Dezember 1785

Man vergaß, vielleicht nur gar zu sehr, das Rechnen auf den Linien, als das mit der Feder gemein wurde: Man führte grosse Rechnungen, ohne Logarithmen, lernte Nepers Logarithmen brauchen, und vertauschte sie willig, mit den bequemern Briggischen. Immer erfanden sich dieje- nigen, die in Wissenschaften arbeiteten, selbst Vortheile, oder machten sich erfund- ne eifrig bekannt. Wer also neuere Kunst- griffe nicht lernen wollte, weil es Zeiten gab, wo man ohne sie zurechte kam, den würde ich erinnern, daß die Römer ohne Steigbügel aufs Pferd zu kommen wussten, daß aber jezo schwerlich jemand Hoffnung giebt, ein mittelmässiger Reiter zu werden                                           der 

der zu träg oder zu ohnmächtig wäre, den Fuß in den Steigbügel zu erheben.

Etwas von Rechenmaschinen ab Seite 582

71. Zahlen durch Verschieben und Abmes- sungen zu finden, hat so viel Aehnliches mit Maschinen, daß man hie natürlich an Rechen- maschinen denken wird. Von diesen, ohne Ab-bildungen und grosse Weitläuftigkeit eine Vorstel-lung zu geben, ist noch weniger möglich, als dieses von den nur erwähnten Kunstgriffen zu thun. Ich will also hie nur kurz etwas bey- bringen, woraus sich die Möglichkeit einiger- maassen allgemein wird übersehen lassen.

72. Eine Scheibe lasse sich um eine unbe- wegliche Axe drehen, die auf ihrer Ebene senk- recht ist. Um den Rand der Scheibe stehn die Zifern 0; 1,.. 9; in gleichen Weiten von einander, auf einer Fläche der Scheibe, oder auf der Dicke des Randes zwischen beyden Flä- chen, nachdem die Axe vertical oder horizontal               ist,

ist, die Scheibe sich in einer horizontalen ober einer verticalen Ebene dreht. 

73. Bringt man also, durch irgend eine Vorrichtung, ohne die Scheibe oder ihre Axe unmittelbar zu berühren, eine erwähnter Zifern an irgend ein Merkmahl, das sie von den übri- gen auszeichnet, z. B. eine Oeffnung in einem Bleche, das das Uebrige der Scheibe bedeckt, so stellt sich so die Zahl dar, welche diese Zifer ausdruckt. 

74. Hat man mehr Scheiben, etwa so von der Rechten gegen die Linke gestellt, wie die Zifern geschrieben werden, und macht mit jeder (73), so lassen sich die Zifern zusammen lesen, und geben eine Zahl, die mit mehrern Zifern ausgedruckt wird. 

75. Was (73) fodert, lässt sich so erhal- ten. An der Axe der Scheibe, sey ein Rad mit zehn Zähnen fest, da jeder auf eine Zifer passt, so daf Zahn und Zifer in einer und derselben Ebene durch die Axe liegen. Giebt es nun ein Mittel, von diesen Zähnen, so viel man will, herumzutreiben, z. B. den, welcher auf 0 passt, für den ersten genommen, vier; und man hätte anfangs an das Merkmahl (73) die 0 gestellt, so käme nun die 3 dahin.

76. So könnte man vor Anfange des Ge- brauchs der Maschine, jeder Scheibe 0, an ihr Merkmahl stellen, und dann von ihrem Rade so viel Zähne fortdrehen, als die Zifer auf ihr erfoderte, die nun an das Merkmahl kommen sollte.                                              77.

77. In das Rad (75) müsste also ein Ge- triebe eingreifen, von dem bald mehr, bald we- niger Triebstöcke in jenes Zähne wirkten. Das liesse sich etwa so bewirken: Dieses Getriebes zehn Triebstöcke, nehmen längst seiner Axe hin, nicht gleiche Längen ein, sondern sind stufenweise länger, daß sie, wie eine Wendeltreppe oder Schnecke um seine Welle bilden. Man kann ferner diese Getriebe so stellen daß beym Umdrehen derselben, von einem viel, vom andern weniger der ungleich langen Trieb-stöcke in das vor jedem liegende Rad (75) ein- greife, und so mehr oder weniger Zähne dessel- ben umdrehe, solchergestalt auf des Rades Schei- be die begehrte Zifer darstelle.

78. Wie diese Stellung geschieht, wie nach- dem sie geschehen ist, durch eine Umdrehung, welche in die gestellten Getriebe gemeinschaft- lich wirkt, jedes so gedreht wird, daß vermöge desselben die begehrte Zifer dargestellt wird, das erfoderte begreiflich eine eigene mit mehrern Zeichnungen erläuterte Abhandlung.

79. Da die Leibnizische Rechenmaschine jezo zu Göttingen befindlich ist, so könnte ich von dieser leicht ausführlicher reden, wenn ich glaub- te, daß hie der Ort dazu wäre. Ich will mich aber nur, auf die doch etwas umständlichere Nachricht davon beziehen, die Hr. Geh. Justiz- rath Putter, seinem Versuch einer academischen Gelehrtengeschichte der Georgaugustus-Universi- tät (Gött. 1769) 135 §. eingerückt hat.                                                Leu-                            pold

pold Theatr. Mach. Arithmet. Geom: (Leipz. 1727) Tab. ViII. stellt nur das äusere Ansehn dieser Maschine vor, und das nach einem Exem- plare, welches nicht so vollständig gewesen seyn muß, als das hie vorhandene, denn Leupolds Bild zeigt nur 12 Scheiben wie (72) die da mit a, b, ., bezeichnet sind, die hiesige Ma- schine hat ihrer 16 und ist so im Stande, ein Product von so viel Zifern darzustellen.

79. Ioannis Poleni Descriptio Machinae Arithmeticae eiusque usus, findet sich in einer Sammlung kleiner Schriften von ihm: Miscel- lanea; Vened. 1709. 4. Lepine, Mach. Arithm; Pascal, Mach. Arithm., in Galion, Machines et inventions, ap- prouvées par l’Ac. R. d. Sc. T. IV. Par. 1735. p. 131. p. 137. Drey Rechenmaschinen von de Hillerin de Boistissandeau daf. T. V. p. 100. Der durch mechanische Kunstwerke so be- rühmte Hr. Pastor Hahn im Würtenbergischen hat ebenfalls eine verfertiget. 

80. Der Hochf. Hessendarmstädtische Inge- nieurhauptmann und Landbaumeister, Hr. Joh. Helfrich Müller, hat 1784; hie zu Göttingen, eine Rechenmaschine gezeigt, die vor der Leibnizi- schen in verschiedenen Absichten einige Vorzüge hat. Sie geht zwar nur bis an die nächste Zahl un- ter hundert Billionen, also auf Zahlen mit 14 Zifern, da das hie vorhandene Leibnizische Exem- plar bis auf 16 Zifern geht; Ein paar Schei-             ben

ben mehr, die man leicht jeder Maschine bey- fügen kann, machen nichts aus. Ich habe einige Nachricht von Hrn. M. Maschine in den Gött. gel. Anz. 1784. 120 St. ertheilt.

I. Heinr. Müllers Beschreibung seiner neu- erfundenen Rechenmaschine, Frankf. 1786. 

Neue Tafeln über cubischen Gehalt und Werth, des runden, beschlagenen und beschnit- tenen Bau- und Werkholzes, verfertiget mit- telst der Müllerischen Rechenmaschine, Frankf. 1788.

Hr. Müller ward im Anfange des Jahres 1797 Oberster. Die neue allg. d. Bibliothek. 44 B. 1. St. 259 S. (1799) meldet sein. Fürst habe Hr Müller, ohne Geräusch, beloh- net. Hr. M. behalte die Maschine in seiner Verwahrung, und beschäfftige sich damit, sie vollkommner, und durch Verfertigung in Holz gemeinnütziger zu machen.

In Gallon Machines, et inventions aprouvées par l’Ac. R. d. Sc. T.IV. (Par. 1735;) p.131; p. 137; L‘Epine Machine Arithm. Pascal Mach. Ar. und das. T. V. p. 103. Drey Rechenmaschi- nen von: de Hillerin, de Boistissandeau.

Io. Poleni Miscellanea Ven. 1709. Da ist n. 11. Machinae Arithmeticae, eiusque usus de- feriptio.

81. Der hauptsächlichste Nutzen solcher Ma- schinen ist, daß sie die Aufmerksamkeit ersparen, so gut man auch welche jede Rechnung erfodert, so gut man auch                                            ihre

ihre Regeln inne hat, und Rechnungsfehler ver- hüten, die Mangel dieser Aufmerksamkeit verstat- ten kann. So empfohl besonders Leibniz seine Ma- schine, wie ich aus zu ihr gehörigen Papieren sehe, die mir aus der Kön. Churf. Bibliothek in Hannover sind anvertrauet worden, ob ich daraus vom Baue und Vorrichtung einiges Licht erhalten könnte? Wie mir dieses bey einer Maschine, die ich selbst unter die Hände bekam, ziemlich entbehrlich war, so gaben auch darinn die Papiere wenig Erläuterung. Etwas weni- ges von ihnen, enthält die allgemeine Vorstel- lung der Maschine, nebst Zeichnungen aus freyer Hand mit Dinte und Schreibfeder gezeichnet. Wenn L. nicht mehr Mühe auf Zeichnungen sei- ner Maschine gewandt hat, und das wäre ihm leicht zu verzeihen, so ist sehr begreiflich, wie sie ihn sehr viel Geld kann gekostet, und doch nicht die Vollkommenheit, die er verlangte, er- reicht haben. Er machte sich alsdann den Künst- lern nicht verständlich genug, musste ihnen also Anstrengung des Geistes bezahlen, die für den blos ausarbeitenden Künstler ganz was anders is, als Geschicklichkeit und Fleiß der Hand denn auch Ausarbeitungen, bey denen sie Ihn nicht recht verstanden hatten. Ueber seine Mo- nadologie, prästabilirte Harmonie und Theodi- cee schrieben freylich viel Gelehrte, die ihn dar- in noch weniger verstanden, aber, die wurden von Buchhändlern bezahlt, wohl gar von from- men Mecänen, die etwa die Bestreitung seelen.                                                                    ver- 

verderblicher Irrthümer, mit einer Profession wenigstens mit einer Pfarre belohnten. Die letzte Art von Belohnung wenigstens fällt jezo weg, weil Orthodoxie nicht mehr belohnt wird. und nach der jezigen Beschaffenheit der Theo- logie, Leibniz sehr orthodox ist.

82. Die meisten Leibnizischen zur Rechen- maschine gehörigen Papiere, betreffen Anprei- sung ihres Nutzens, zumahl nach Frankreich  wohin er wünschte, mehrere Exemplare zugleich abzusetzen, (weil nähmlich ein einzelnes bald wäre nachgemacht worden,) und vorzüglich als ihren Nutzen in Rechnungsämtern u. d. g. an- giebt, daß sie sich nicht verrechnen könne. 

83. Davon ist man doch nur in so fern- sicher, in so fern sie ohne Fehler ausgearbeitet, und zum Anfange der Rechnung richtig gestellt ist.

84. So nützlich dergleichen Maschinen in der That seyn könnten, so sehr wird ihrer allge- meinen Verbreitung hinderlich fallen, daß sie nothwendig kostbar werden. Der Mathemati- ker, für den Mathematik Aufklärung und Er- götzung des Verstandes ist, wird selten — beynahe dürfte ich sagen nie — dergleichen Kunste werk bezahlen können, und die Leute, denen ihre Rechnungen genug dazu eintragen, werden doch immer für die Anschaffung eines solchen Werkzeuges zu ökonomisch sehn. Ich finde unter den Urkunden über die Leibnizische Maschi- ne keine Spur, daß irgend ein Fermier Géné-                                               ral

ral dazu Lust bezeigt hätte, obgleich wahrscheinlich der Preis davon geringer möchte gewesen seyn, als von einem ganz mässigen Geschenke an eine Operatänzerinn. Hr. Müller glaubt, wenn seine Maschine auf einmahl in Menge gemacht würde, da die Theile dazu fabrikenmässig könn- ten verfertiget werden, würde ihr Preis, für die Bequemlichkeit, die sie verschafft, nicht zu hoch kommen.

85. Die einfachste Art von Rechenmaschi- nen, eigentlich was zu dergleichen Erfindungen Anlaß geben kann, sind die Neperischen Rechen- stäbe, von den man in sehr vielen mathemati- schen Anfangsgründen, Beschreibungen findet, auch einzelne. Von des Erfinders eigner, be- sitze ich eine Uebersetzung: Raddologia, overo Arimmetica Virgolare ..: autore ed Inven- tore il Baron Giovanni Nepero, tradottore del- la Latina nella Toscana lingua, il Cavalier Marco Locatello. Verona 1623. Außer ei- nigen Zusätzen des Uebersetzers, findet sich da auch von N. ein prontuario della molteplica- zione und eine arimmetica locale; jenes gros- se Multiplicationen zu verrichten, zu welcher Absicht die Zahlen in gewisse Fächer gesetzt werden, diese mehr eine Art von Spiele, das die Fächer des Schachbrets, nach ihren unter- schiedenen Stellen, unterschiedne Geltungen bekommen. Man hat mehr dergleichen Spiele, bey denen nicht ganz leichte Rechnungen erfo-- dert werden, wie de Rychmomachia oder der                                                                                                     Zahe

Zahlenkampf, beym: Schachspiel von Gustavo Seleno ;  Leipz. 1617 Fol.

86. Schon etwas einer Maschine mehr ähnliches erhält man, wenn man das Einmahl- eins nicht wie Neper in Streifen schneidet und auf Stäbchen kleistert, sondern mit dem Blatte, darauf es geschrieben ist, einen Zylinder über- zieht, und mehr dergleichen Zylinder neben ein- ander in einen Kasten bringt, wo man sie um ihre Axen dreht, und durch sie Producte dar- stellt, wie durch Nebeneinanderlegen der Nepe- rischen Stäbchen. Dergleichen Rechenkasten be- schreibt Caspar Schott, Organum mathemati- Würzb. 1668) L.I. c. 12. Vor ei- nigen Jahren war jemund durch eignes Nach- denken auf diese Einrichtung gekommen, und erwartete, für eine so nützliche Erfindung belohnt zu werden: Ich konnte aber dem, der sie mir zeigte, sogleich ein ehrwürdiges Alterthum die- ser Art entgegenstellen, das ich vorlängst in Leibzig in einer Auction gekauft hatte.  Eine Scheibe, wo Zahlen in concentrischen Kreisringen stehn, die vermittelst Umdrehung eines Zeigers zum Rechnen dienen, giebt Hars- dörfer in seiner Fortsetzung von Schweuters Erquickstunden: Der mathem. Und philos. Er- Quickst. II Theil I. Th. 47. Aufg. 47. S. Sie Ist von einem Rechenmeister in Paris heraus- gegeben worden.     Ohn-

Ohngefähr so was ist Grüsons Erfindung. Beschreibung und Gebrauch einer neuerfundenen Rechenmaschine, von Joh. Phil. Grüson. Mag- deburg 1791.

Von den ältern, erwähnter Erfindungen, und noch andern, ertheilt Leupold im (78) an- geführten Buche, Nachricht.


Versuch einer Geschichte der Rechenmaschine 
Dieses Buch basiert auf einem Manuskript von Johann Paul Bischoff aus dem Jahre 1804.
Bischoff hatte für seine Aufzeichnung viele Rechenmaschinen skizziert und zum Teil auch mit Erfindern Kontakt aufgenommen, z.B. Besuch bei Hahn vom 10. bis 16. Dezember 1784 in Echterdingen. Weiterhin werden auch bekannte Rechenbretter und Rechentafeln ausführlich beschrieben. 


Die Rechenmaschinen und das Maschinenrechnen von Dipl.Ing. Lenz
Druck und Verlag B.G. Teubner in Leibzig und Berlin 1915

Martin, Die Rechenmaschinen und ihre Entwicklungsgeschichte, 1. Band, Reprintauflage

Aus dem Vorwort:

Über das gleiche Thema existierte bislang nur eine einzige zusammenhängende Spezial-Veröffentlichung: Lenz, Die Rechenmaschinen und das Maschinenrechnen, welche in größerem Maßstabe auch bei den Bureaumaschinenhändlern abgesetzt wurde.

Aus der Einführung:

Im Rechenmaschinenhandel …hat sich der Brauch herausgebildet, als Rechenmaschinen nur jene Fabrikate zu bezeichnen, welche eine automatische Zehnerübertragung aufweisen, wo die letztere aber fehlt, ist die Bezeichnung Rechenhilfsmittel zutreffender.

Hauptteil 

Beschreibung der seit 1642 hergestellten Rechenmaschinen in chronologischer Reihenfolge (mit Nachtrag bis zum Jahre 1935). 

Auch wenn keine Fotos von Rechenmaschinen vorhanden sind, werden sie hier erwähnt