Hollerith und IBM
International Business Machines Corp. Gegründet 1911 unter dem Namen C-T-R, 1924 umbenannt auf IBM. Eigentlich beginnt die Geschichte schon früher mit Charles Ranlett Flint. Er hatte an der Entstehung von International Time Recording Company of New York und Computing Scale Company of America entscheidend mitgewirkt und versuchte aus den beiden Firmen im Jahre 1910 eine Neue aufzubauen. Durch Geschick schaffte er es die Tabulating Machine Company von Hermann Hollerith und Bundy Manufacturing von Willard Bundy zusätzlich einzubinden. Computing-Tabulating-Recording entstand. Die Patente und Maschinen bezogen sich auf Lochkartensysteme, Zeitsysteme oder Taktsysteme eingesetzt in der Telefonvermittlung oder bei der Eisenbahn, Wiegesysteme mit Tabellen zur Bestimmung von Beträgen.
Hermann Hollerith (geboren 1860, gestorben 1929) hatte zu hoch gepokert. 1890 hatte er noch großen Anteil an der amerikanischen Volkszählung. Statt sieben Jahre, konnte durch Einsatz von ihm erfundenen Lochkartensystemen die Auswertung auf zwei Jahre reduziert werden. Doch seine Preispolitik brachte ihm Ärger mit dem Census Bureau. Um Kosten zu sparen engagierte das Bureau James Powers, welcher schnellere und günstigere Tabelliermaschinen entwarf und die eingereichten Patente auch zugesprochen bekam.
Thomas Watson, 1914 zum Präsidenten der Firma von C-T-R berufen, war die prägende Persönlichkeit über viele Jahre. Die Verleihpraxis von Hollerith wurde als Geschäftsmodell beibehalten, Ziel war mit technischen Verbesserungen und Service die Kunden an sich zu binden. Der Rechenstanzer war dann der erste Schritt in die programmierte Computerwelt. Mittels einer Schalttafel, bereits 1925 bei IBM Typ IIIa im Einsatz, konnten Lochkarten ausgewertet und Ergebnisse berechnet werden.
Arbeiteten im 602 noch Relais für die Berechnungen, stellte IBM 1946 auf Röhren um. Den Prototypen haben Byron Phelps und C.A. Bergfors 1942 am Endicott Engineering Laboratory präsentiert.
Das Programm wurde, wie bei ENIAC übrigens auch, auf eine Schalttafel gesteckt. Im Gegensatz zum Eniac arbeitete der IBM 603 jedoch bereits mit einem binären Dezimalcode. Gab es im ENIAC noch zehn Röhren (für jede Ziffer) so gelang es Phelps, durch die Umstellung auf das Binärsystem mit nur 5 Röhren auszukommen. Rund 300 Radioröhren in flip-flop-Technik wurden eingesetzt, um die Multiplikation zu beschleunigen. Insgesamt konnten etwa 20 Exemplare des First Commercial Electronic Calculator verkauft werden.

Unter E.R. Palmer wurde das Steckeinheitenprinzip entwickelt. Gab es bei der IBM 603 noch eine Taktrate von 35 kHZ konnte bei der IBM 604 die Geschwindigkeit auf 50 kHZ gesteigert werden, eine Addition dauerte 370 Mikrosekunden . Im IBM 604 wurden rund 1400 Röhren eingebaut. Im Gegensatz zum IBM 603 setzte man nicht mehr auf Radioröhren, sondern verwendete sogenannte Miniaturröhren, für die man sogar eine eigene Fabrik baute. Mit etwa 5600 Einheiten war der Rechner vom Typ 604 ein Verkaufsschlager, noch 1974 befanden sich mehrere Hundert Maschinen im Einsatz
Aus: Grundzüge der ELEKTRONIK von Dipl.-ING. René Machery
Diese 3 Typen von Elektronenröhren entsprechen also folgenden Arbeitsweisen:
1. Die Diode zur Orientierung eines Stromflußes
2. Die Triode zum Öffnen und Schließen von Stromkreisen
3. Das Thyratron zur Verstärkung und zum Festhalten einer Weichenstellung
(Haltestromkreis), bis eine komplette Impulskette
durchgegangen ist.
Klasse IBM Teilenummer Kommerziell
Thyratron 300704 2D21
Dual Diode 317785 6AL5
Beam Power 300706 6AQ5
Pentagrid 303613 1217/7036/1680/5915A/2032/6687
Dual Triode 304994 E92CC/6J6/5844/1684/1216
Power Dual Triode 317261 5965
Die Module wurden auf ein Röhrenfeld gesteckt. Die Position auf dem Panel war vorgegeben.
Im IBM Customer Engineering Manual of Instruction 604 Electronic Calculating Punch aus dem Jahre 1958 erwähnt:
Vorhandene Module in Fettschrift
Cathode Follower CF-1/CF-3/CF-5/CF-6/CF-10/CF-11/CF-12
Diode Switch DS-3/DS-5
Inverter Unit IN-1/IN-2/IN-3/IN-4/IN-5/IN-6/IN-7/IN-8/IN-10/IN-11/IN-12/
IN-13/IN-14/IN-15/IN-16/IN-17/IN-18/IN-23/IN-24/IN-28/
IN-29/IN-30/IN-31/IN-33/IN-34/IN-35/IN-36
Pentagrid Switch PS-1/PS-2/PS-3/PS-4/PS-5/PS-6/PS-7/PS-8/PS-9/PS-10/PS-11/
PS-12/PS-13/PS-14/PS-20/PS-21/PS-22/PS-23/ PS-24/PS-25/
PS-26/PS-27/PS-32/PS-33/PS-36/PS-37/PS-38/PS-39/PS-40
PS-41
Power Unit PW-1/PW-2/PW-3/PW-4/PW-6/PW-7/PW-10/PW-12
Thyratron Unit TH-1/TH-2/TH-3/TH-4/TH-5
Trigger Unit TR-1/TR-2/TR-3/TR-4/TR-6/TR-11/TR-13/TR-21/TR-31/TR-32/
TR-41/TR-42
Nicht erwähnt
MS-4/MS-7A (Thyratron-Röhren)
DS-2
DU
Vier nachträgliche gebundene Heftreihen konnten vorm Papiermüll gerettet werden.
IBM Nachrichten
Heft 104 Oktober 1951 bis Heft 147 Oktober 1960
Heft 170 Februar 1965 bis Heft 176 Februar 1966
Heft 180 Dezember 1966 bis Heft 183 Juni 1967

Hinweis von Heribert Jung:
Das Modell 011 (der null-elfer im IBM-Fachjargon) 'Lochkartenstanzer' ist ein analog programmierbarer Handlocher.
Mittels einer vom 'Programmierer' zu bearbeitenden 'Sprungschiene' konnten Lochkartenspalten - die nicht zu lochen waren - übersprungen werden (Skip).
Man musste diese Spalten also nicht mühsam Spalte für Spalte per Leertaste überbrücken. Die Sprungschiene bestand aus Pertinax, die erforderlichen Markierungen (Tabs) wurden in Form von Vertiefungen gefeilt.
1910 als Deutsche Hollerith-Maschinen Gesellschaft (DEHOMAG) in Berlin gegründet. Erst 1949 wird die Firma auf Internationale Büro-Maschinen Gesellschaft umbenannt.
1947 nahm der IBM SSEC seine Arbeit mit der Berechnung der Mondbahn auf. Im Rechner waren 12500 Röhren und 21400 Relais verbaut. 36! Lochstreifenleser wurden für die unterschiedlichen Programme genutzt.
1950 beim MARK III werden bereits-Magnetbänder statt Lochstreifen eingesetzt.
Ab 1951 wird von Remington Rand Corporation der Großcomputer UNIVAC 1 in Serie gefertigt.
1952 kommt der IBM 701 Großcomputer ins Rennen. Für eine Multiplikation braucht er nur 0,00046 Sekunden. Magnetbänder aus Kunststoff können verarbeitet werden. 150 Zeilen pro Minute konnte ein Drucker zu Papier bringen.
Durch Verdopplung des Arbeitsspeichers und einer beschleunigten Ein- und Ausgabe wird der IBM 702 auch für die Wirtschaft interessant. 1953
1954 Entwicklung der Programmiersprache FORTRAN durch J.W: Backus. Der Magnettrommelrechner IBM 650 ist die nächste Neuerung.
1955 kann der IBM 704 FORTRAN-Programme verarbeiten.
Der IBM 305 Computer kann mit Magnetplatten arbeiten. 1956
1957 Die Multiplikation dauert beim IBM 709 nur mehr 0,00012 Sekunden.
Bereits 1958 wurde der transistorbasiserte Rechner 7090 angekündigt.
1959 der IBM 1401 wird für mittelgroße Betriebe konfiguriert. Eine neue Programmiersprache AUTOCODER wird eingesetzt.
Der IBM 7030, auch als IBM STRETCH bekannt, wird ab 1960 produziert. Die Programmiersprache COBOL wird allgemein bekannt.
1961 gibt es weltweit etwa 7300 Computer. Besonderheit des Jahres auswechselbare Magnetplattenstapel.