Zuse
Konrad Zuse wurde am 22. Juni 1910 in Berlin geboren. Sein Diplom als Bauingenieur erhielt er an der Technischen Hochschule Berlin. 1936 gab er seine Anstellung als Statiker in einem Flugzeugwerk auf, um fortan an der Entwicklung von Rechenmaschinen zu arbeiten. Die rein mechanisch arbeitende Maschine Z1, ein Nachbau ist im Deutschen Technikmuseum Berlin (DTMB) zu bewundern, wurde 1938 präsentiert.
Der Bau der zweiten Rechenanlage, die Z2, begann im gleichen Jahr. Neu war ein Relais-Rechenwerk. Die Einberufung zum Militär verzögerte kurz weitere Entwicklungen. Nach Freistellung begann er 1940 mit dem nächsten Projekt, dem Bau der Z3. Diese wurde nun von der Zuse-Apparatebau auf einem Firmengelände in Berlin gebaut, der Weg in die Selbständigkeit war erfolgreich.
1941 wurde die erste programmgesteuerte Rechenanlage, die Z3, funktionsfähig der Welt vorgeführt.
Die S1, ein Spezialmodell der Z3, wurde für Berechnungen im Flugzeugbau eingesetzt. Bereits 1942 begannen die Arbeiten an der Z4, eine leistungsfähigere Rechenanlage, basierend auf dem Prinzip der Z3. Die Rechenanlage S2 wird 1944 für Messungen an Flugkörpern entwickelt. Bei Luftangriffen wurden alle Rechenanlagen bis auf die Z4 vernichtet. Bedauerlicherweise verbrannten auch alle Zeichnungen und Bildunterlagen. Die Zuse-Apparatebau bezog mit etwa 20 Mitarbeitern neue Werkstätten. 1945 wurde die Z4 einigen Wissenschaftlern in voller Funktionsfähigkeit vorgeführt. Das Ende des zweiten Weltkriegs zwang zu einem Versteckspiel des letzten Zuse-Rechners vor den siegreichen Alliierten. Über Göttingen nach Hinterstein im Allgäu wurde die Anlage sichergestellt, dabei waren einige Transportschäden zu verzeichnen. 1946 gründete Konrad Zuse mit Harro Strucken das Zuse-Ingenieurbüro. Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich mietet 1949/50 die inzwischen wiederhergestellte Rechenanlage. Die Zuse KG wurde 1949 in Neukirchen angemeldet. Die Entwicklung eines Rechenlochers für die Firma Remington Rand beginnt. Die Firma Leitz hat 1950 einen Auftrag für eine Rechenanlage vergeben, die Zuse Z5. Die Vorbereitungen für eine Zuse Z6 werden 1951 gestoppt. Die Rechenlocher Zuse Z7 und Zuse Z8 werden an die Firma Remington 1952 ausgeliefert. Ein weiterer Rechenlocher, die Zuse Z9 bzw. M9, wird in einer Stückzahl von 25 im Jahre 1953 verkauft. 1954 wird die Zuse Z5 ausgeliefert, man beachte die Zeitspanne zwischen Auftragsvergabe und Auslieferung. Das französische Verteidigungsministerium kauft 1955 die Z4. An der Entwicklung der Z11 wird mit Hochdruck gearbeitet. Es ist eine programmgesteuertes Spezial-Rechengerät mit fest verdrahteten Programmen. Einsatzgebiete sind Vermessungstechnik, Optik und Versicherungswesen. 1955 beginnt die Planung der ersten programmgesteuerten Rechenanlage auf elektronischer Basis (Röhren).
Die Auslieferung der Z22 beginnt 1958, es werden in diesem Jahr 14 Anlagen an in- und ausländische Institutionen und Firmen übergeben. Bei der nächsten Rechenanlage, der Z23, soll die Transistortechnik Einzug halten. 1961 beginnen die ersten Auslieferungen. Weitere Zuse-Entwicklungen: 1959 Z64 Graphomat, die Zuse Z22R (1960), Zuse Z31 eine Transistor-Rechenanlage (1961), elektronischer Planimeter Z80 (1961) und die Zuse Z25.
Die Kapitaldecke war einfach zu gering, um die immer neuen Entwicklungskosten tragen zu können. Schwierigkeiten beim Einsatz eines neuen Transistortyps in der Z25 führten zudem zu finanziellen Engpässen. Die Übernahme durch die Firma Brown, Boverie & Cie. AG im Jahre 1964 bedeutete das Aus für Konrad Zuse. Die Firma Zuse bestand noch viele Jahre.
Z22 heute bekannte Exemplare
Von den 56 produzierten Rechenanlagen sind noch 10 zu besichtigen. Ein Beleg für die hohe Wertschätzung von Wissenschaft und Forschung.
Interessiert man sich für die Z22 in Arbeit:
In Karlsruhe kann im Zentrum für Kunst und Medien der denkmalgeschützte, funktionierende und originalgetreu aufgebaute Röhrenrechner mit der Seriennummer 13 betrachtet werden. Die beiden Zuse-Experten Hans Baumann und Helmut Kammerer haben diese Maschine auseinandergenommen und im ZKM wieder zusammengesetzt. In der Fachhochschule Suderberg kann eine funktionierende Z22R besichtigt werden.
Alle weiteren Exemplare sind out of order:
Beim Besuch des Technikmuseum Berlins konnte ich eine vollständige, nicht funktionstüchtige Z22 bewundern. Das Konrad-Zuse-Museum im Hoyerswerda (Sachsen) besitzt zwei Exemplare der Z22.Eine Anlage befindet sich in Aachen, gebaut für die RWTH. In der Universität Linz findet man eine Maschine. Im Computermuseum der Fachhochschule Kiel kann man eine Z22 besichtigen. In der Informatikabteilung des Deutschen Museums in München gibt es ein Exemplar. Eine weitere Z22R findet man in Bad Hersfeld.
Die Entwicklung der Z22 war 1957 abgeschlossen. Nach DARA (Kapitel 1) sind die Aufstellungsorte (in der Übersicht sind 41 Anlagen genannt)
TU Berlin Charlottenburg
TH Achen
Universität Freiburg
TH Stuttgart
Physikalische Studiengesellschaft, Düssseldorf
Österreichische Stickstoffwerke, Linz
Jos. Schnieder u. Co. Kreuznach (2 Anlagen)
Farbenfabriken Bayer, Leverkusen
Universität Kiel
TH Karlsruhe
Agfa Camera, München (2 Anlagen)
Optische Werke Carl Zeiss, Oberkochen (2 Anlagen)
Hess. Ministerium Landwirtschaft und Forsten Wiesbaden
Wild Heerbrugg, Heerbrugg Schweiz
Siemens Schuckert, Mülheim (Ruhr)
Telefunken, Ulm
Rheinische AG für Braunkohlenbergbau, Köln
Universität Saarbrücken
Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt, Aachen
Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt, Oberpfaffenhofen
Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt, Mülheim
Landesversicherungsanstalt Würzburg
Hamburgische Elektrizitätswerke, Hamburg
Reaktor AG, Würenlingen (Schweiz)
Voigtländer AG, Braunschweig
Bergakademie Clausthal-Zellerfeld
Landesvermessungsamt Wiesbaden
Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung, Koblenz
Intercont, Beograd
Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Hannover
TH Hannover
Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schifffahrt, Hamburg
Universität Würzburg
Kleine Chronik der ZUSE KG
…
1956
… Die Fortschritte der elektronischen Technik führen in Zusammenarbeit mit dem Mathematiker Theodor Fromme zur Entwicklung der ersten programmgesteuerten Rechenanlage auf elektronischer Basis. Sie wird unter der Bezeichnung Z22 von der Entwicklungsabteilung in Angriff genommen.
1957
… Die neuen Produktionsstätten (Bad Hersfeld) bieten auch die Möglichkeit, die Serienfertigung für größere Rechenanlagen – wie die bereits vor der Vollendung stehende Zuse Z22 – vorzubereiten. …
1958
Die Auslieferungen der elektronischen programmgesteuerten Rechenanlage ZUSE Z22 beginnen. In diesem Jahr werden 14 Anlagen dieses Typs an in- und ausländischen Abnehmern übergeben. …
1959
… Es werden 2 Anlagen vom Typ ZUSE Z11 und 7 Anlagen vom Typ ZUSE Z22 ausgeliefert. …
1960
… Insgesamt werden 7 Anlagen vom Typ ZUSE Z11 und 21 Anlagen vom Typ ZUSE Z22 bzw. ZUSE Z22R ausgeliefert. …
1961
Die Serien-Produktion der neuen transistorisierten Rechenanlage ZUSE Z23 wird aufgenommen und erreicht bis Oktober eine Auslieferungszahl von 12 Maschinen. Außerdem werden bis zum gleichen Monat 6 Anlagen vom Typ ZUSE Z22 bzw. ZUSE Z22R ausgeliefert.
!!! 14 +7 + 21 +6 = 48 !!!
Die Diebold-Computer-Statistik weist für den 1. Juli 1971 einen Bestand von 48 Exemplaren der Z22 aus.
Laut der Zuse Chronik wurden von der transistorisierten Rechenanlage ZUSE Z23 im Jahre 1961 bereits 12 Maschinen ausgeliefert. In den folgenden Jahren avancierte er zum meist verkauften Transistorrechner in Deutschland. Auch nach dem Ausscheiden von Konrad Zuse war die Anlage noch begehrt. Bis 1967 kauften die Kunden aus Behörden, Hoch- und Fachschulen und Wissenschaft und Technik insgesamt 98 Anlagen.
In der ZUSE Z23 nutzte man das Steckkartenprinzip, womit eine Reparatur wesentlich einfacher durchgeführt werden konnte.
Übersicht der hier abgebildeten Steckkarten
T01
T06
T10
T11/1
T46
T48
Ts101 Flip-Flop
Ts106 Mono-Flop mit Trennverstärker
Ts114
Ts220T Konjunktion
Ts226 Disjunktion
Ts231 Und-Nicht
Ts333 statischer Leistungsverstärker
Ts500 Integrierglied
Ts633 Zeilenanwahlverstärker
Ts643c
Ts660 Transformator
Ts701 Negator
Die Objekte ohne Erläuterung sind nicht bei den Bausteinen der Z23 beschrieben.
Die Ts – Platinen sind größer im Format als die T – Platinen, welche im Z25 eingesetzt wurden.
Deutsches Museum in München
https://www.deutsches-museum.de/museumsinsel/ausstellung/informatik
Deutsches Technikmuseum in Berlin DTMB
https://technikmuseum.berlin/ausstellungen/dauerausstellungen/informatik/
Weitere Ausflugsziele
ZCOM Zuse-Museum in Hoyerswerda homepage : zuse-computer-museum.com
Konrad-Zuse-Museum mit Stadt- und Kreisgeschichte in Hünfeld homepage: www.zuse-museum-huenfeld.de
Computermuseum der Fachhochschule Kiel homepage : ww.fh-kiel.de/index.php?id=186